Reiseblog - Indien 2016 - wieder zurück - Teil 2

... hier findet ihr nochmal Teil 1 des Berichts. Weiter geht´s nun mit dem zweiten Teil.
Wandgemälde im Raj Mahal

Nach unserem ausgiebigen abendlichen Besuch des Taj Mahal bestiegen wir am nächsten Morgen den Zug nach Jhansi um ab hier mit dem Auto über Orcha weiter nach Khajuraho zu gelangen. Die Straßen und Weg wurden deutlich baufälliger und die kleinen Städte und Dörfer kam in immer größeren Abständen. Hier wurde der Unterschied zwischen den Städten und der Lebensweise der ländlichen Bevölkerung immer deutlicher. Zur Mittagszeit besuchten wir Orchha, eine kleine charmante mittelalterliche Stadt am Ufer des Flusses Betwa, die mit edlen Tempeln und Palästen aus dem 16.Jahrhundert gefüllt ist. Jehangir Mahal, gebaut im mittelalterlichen Hindu-Islamischen-Design, um dem Besuch von Mogulkaiser Jehangir nach Orchha zu gedenken und der Raj Mahal, der mit einer reichen Ansammlung dynamischer Wandgemälde gefüllt ist, die eine Vielfalt von religiösen und weltlichen Themen umfassen, waren zwei der in Orcha von uns besichtigten Sehenswürdigkeiten.


erotische Skulpturen
Nach der Übernachtung in Khajuraho durften wir uns am nächsten Morgen endlich den erotischen Skulpturen und Schnitzereien der Tempelanlage von Khajuraho widmen. Wir hatte hier einen ungemein lustigen, super sympatischen und dennoch wissensreichen Guide, so dass die drei Stunden äußerst unterhaltsam und gefüllt mit kleinen Geschichten zu den ganzen Abbildungen waren. Die Erotik der Schnitzereien ist heute sehr bekannt und jeder Tempel ist einer anderen Gottheit gewidmet, was ihr eigenes Wesen und ihren eigenen Glauben ausdrückt. Der imposante, der Gottheit Vishnu gewidmeten Lakshmana Tempel ist einer der besterhaltenen dieser Tempelgruppe. Auch der Shiva Tempel von Kandariya-Mahadev aus dem 11. Jahrhundert ist ein besonders exzellentes Beispiel der architektonischen Chandela Meisterleistungen. Er rühmt sich mit einer 31 m hohen Sikhara (Tempelkuppel) und ist mit fast 1000 Statuen innen und außen geschmückt. Tief in der Düsterkeit des inneren Heiligtums ist Shivas Fruchtbarkeitssymbol, der Steinlingam (Phallus). Außer den Gottheiten, die in Stein verewigt sind, gibt es eine Fülle sinnlicher und erotischer Skulpturen, die eine exquisite Darstellung des menschlichen Lebens und der Emotionen sind und Leidenschaft mit geistiger Vereinigung gleichsetzen. Die Skulpturen werden als die perfektesten Figuren, die in Stein erreicht wurden und Götter, Göttinnen und verliebte Paare darstellen, betrachtet.
Am Nachmittag brachen wir Richtung Bandhavgarh National Park auf, wo wir die anschließenden vollen 4 Tage für die ausgiebige Beobachtung der Tierwelt Indiens zur Verfügung hatten.

Teil der Tempelanlage von Khajuraho
verschleierte Frau in der Tempelanlage











Smaragdspint
Benannt nach dem höchsten Hügel im Park, wo das Bandhavgarh Fort sitzt, bietet dieser Park mehr als nur Natur. Durchdrungen mit Geschichten mit Tempeln, Schreinen aus dem 10.Jahrhundert und von Hand gehauenen Einsiedlerhöhlen innerhalb von Sal und Laubwäldern, die von Strömen und Quellen bewässert werden und steilen felsigen Hügeln und Tälern, ist dieser Park angeblich einer der schönsten Indiens. Wegen des Terrains und der Tatsache, dass die Parkstraßen sich durch die Wälder schneiden, sind die Chancen einen Tiger in Bandhavgarh zu entdecken höher als in vielen anderen National Parks. Mit einem Kernbereich von 105 km² ist er der kleinste der drei Parks in der Region, aber er hat eine der höchsten Konzentrationen an Tigern in Indien und ist als Resultat verständlicherweise beliebt. Während unseren Pirschfahrten war dies aber nur dann zu merken, wenn gemeinsam eine heiße Spur eines Tigers verfolgt wurde. Der unverdorbene natürliche Lebensraum im Bandhavgarh National Park ist Heimat für ein paar erstaunliche Tiere. Neben den Tigern beobachteten wir viele Gaur (indischer Bison), Axishirsche und Chinkara (indische Gazelle), Pfaue, Wildschweine, Rhesusaffen, Languren, Goldschakale. Natürlich habe ich mich auch dieses Mal wieder um jeden Vogel bemüht und konnte durch mein Interesse teilweise von dem im Nationalpark herrschenden Tiger-Fieber ausbrechen. So gelangen mir ein paar schönen farbenfrohe Aufnahmen von Eisvögeln, Bienenfressern, der Hinduracke genauso wie von diversen Greif- und Eulenvögeln.
Tiger im Bandhavgarh National Park
Die Tigersafaris an sich unterschieden sich aber doch deutlich von dem, was sich aus Afrika kannte. Um Tiger zu finden, bedarf es wirklich dem Lesen von Spuren, meisten in Form von gut sichtbaren und frischen Pfotenabdrücken und dem Lauschen auf die unterschiedlichen Warnrufe der anderen Wildtiere in einen bestimmten Gebiet. Dies beinhaltete durchaus auch das Abwarten an einer ähnlicher Stelle oder das mehrfache Abfahren ein und desselben Weges für eine Stunde oder länger. Nicht selten lagen wir einfach für mehrere duzend Minuten in absoluter Stille im Schatten auf dem Rücksitz unseres liebevoll genannten Gypsy, der indischen Minivariante eines Safarijeeps. In den meisten Fällen vergebens, aber in einem speziellen Fall mit der größtmöglichen Belohnung für die vielen Wartezeiten. Als einziger bis zuletzt wartender Jeep durften wir hautnah erleben, wie ein Tiger ein frisch gerissenes Reh 5 Meter vor uns über den Weg wuchtete und nach kurzer Pause am Wegrand ins nahe Unterholz schleifte. Bei dem Gedanken an die Geschwindigkeit, mit der ich die ganze Szenerie erlebt habe, überschlägt sich noch immer alles in meinem Kopf. Es war so unglaublich echt und nah und unwirklich und genauso schnell war auch schon wieder alles vorbei; der Tiger im Unterholz nur noch als gestreiftes Schema zu erkennen, und das für die nächste Stunde, bis er sich, ohne seine Beute, wieder auf 25 Meter an den mittlerweile von Gypsy´s zugeparkten Weg näherte.
Tiger im Bandhavgarh National Park
Insgesamt sahen wir an diesen vier Tage fünf Mal den König des Dschungels, davon ein Mal entfernt auf einem gegenüberliegenden Hang, zwei Mal für eine Minute durch das Buschwerk und das hohe Gras streifend, ein Mal eben wie oben beschrieben und eine weiteres Mal ziemlich beeindruckend 500 Meter lang gut sichtbar parallel zum Weg laufend bis zu einem Wasserloch, an dem wir gemeinsam mit einigen anderen Jeeps schon warteten und mit einem kurzen Bad des Tigers im kühlenden Nass vor Sonnenuntergang belohnt wurden. Nach 4 anspruchsvollen Tagen in diesem Naturparadies, immerhin klingelte der Wecker morgens um 4 Uhr und die Temperatur von über 40 Grad am Ende der morgendlichen Fahrt um 11 Uhr und am Beginn der nachmittäglichen Fahrt um 15 Uhr war in Kombination mit den sandigen und trockenen Bedingungen auch bei genügend Wasserzufuhr eine Herausforderung, packten wir hier unsere Rucksäcke, um zur letzten Station unserer Reise aufzubrechen; ...
Hinduracke

Eisvogel
zum Kanha Tiger Reserve, Vorlage für Rudyard Kiplings Dschungelbuch welches 1967 als Zeichentrickfilm durch Walt Disney berühmt wurde. Gelegen in Madhya Pradesh im Herzen von Zentralindien, ist das Kanha Tiger Reservat mit einer Ausdehnung von über 1945 Quadratkilometer welligem Land das größte Tigerreservat Indiens. Die Szenerie ist hinreißend, ein wundervoller Mix von Flusstälern und steilen felsigen Böschungen, Hochlandwäldern und Bambusstangen, dichte Flachlandwälder aus Nadelbaum-Sal und welligen Weiden. Die von uns am häufigsten entdeckten Tiere waren Pfaue, Wildschweine, Axishirsche, Sumpfhirsche und Sambar-Hirsche. Tiger haben wir hier während unseren 4 Pirschfahrten leider nicht gefunden. Dafür erneut eine beeindruckende Vielfalt an verschiedenen Vögeln. Ebenfalls haben wir hier eine wunderschöne Landschaft vorgefunden, welche zur Zeit der Blumen- und Baumblüte vermutlich noch eindrucksvoller wirkt.
Kanha Tiger Reserve

Unser Aufenthalt in einem ziemlich widersprüchlichen Land endet nach einer weiteren halbtägigen Fahrt über baufällige Straßen, durch in unseren Augen massiv unterentwickelte Dörfer entlang einfacher handwerklicher Betriebe und einfachen Gebäuden an einem überaus modernen und technisch hoch technologischen Flughafen in Raipur, von wo wir über Dehli zurück in die Heimat gelangten.
Das hier ist für mich nun auch genau die richtige Stelle um mich herzlich bei unserem Organisator vor Ort zu bedanken. Vikas Agarwal von IndienRundreisen.de - Ihre Indien Rundreise Partner vor Ort - hat bei unsere Planung und der Organisation vor Ort wirklich ganz Arbeit geleistet und sich bis zuletzt um eine perfekte Abwicklung des recht unterschiedlichen und anspruchsvollen Ablaufs gekümmert. धन्यवाद, thank you, danke!

Achso, so als Nachtrag zur Fotografie, ein paar Gedanken:

- Monumente Öffnungszeiten, Stativ, Blitz, Taschen:
Die Öffnungszeiten der Monumenten und Tempel ist fest vorgeschrieben, meist von Sonnenaufgang bis - untergang.
An vielen Eingangskontrollen wurde ich gebeten das Stativ zurückzulassen, manchmal war es ausreichend es im Rucksack zu verstauen, oftmals musste ich es zurücklassen, Schließfächer waren jedoch immer vorhanden.
Das Blitzen war vor allem in Tempeln oder Anlagen mit ausgestellten Kleidern, Teppichen oder bei Wandgemälden verständlicherweise nicht erlaubt.
unterwegs in  Madhya Pradesh
Am Taj Mahal kann eine normaler oder großer Fotorucksack ohne weiteres nicht mit in die Anlage genommen werden. Erlaubt ist eine Kamera und ein kleiner Rucksack. Mein Kameragürtel mit Objektivköcher war hier Gold wert.

- Safari in den Nationalparks
Ein Stativ zum Aufbau im Jeep kann durchaus sinnvoll sein, wenn der Tiger sich Mal länger ausruht und man mit dem unflexiblen Bohnensack nicht die gewünschte Position kommt. Mir hat es jedenfalls gut getan die Kamera ohne Angst vor dem verpassten richtigen Moment nicht minutenlang halten zu müssen. Als Krönung hätte ich noch den Funkfernauslöser anschließen können.
unterwegs in  Madhya Pradesh
400 mm Brennweite war in den meisten Fällen ausreichend. Wenn die Entfernung zum Tiger höher ist, liegt sowieso so viel Gestrüpp im Weg, als dass es sich wirklich lohnt abzudrücken.
Für die Vogelbeobachtung aus dem Jeep empfiehlt sich eine Brennweite ab 400 mm. Die meisten Vögel waren sehr scheu im Vergleich zur Vogelbeobachtung in Afrika.

Allgemein war ich mit zwei Kamerabodys und vier Objektiven im Brennweitenbereich von 16mm - 400mm + einem 1,4 fach Telekonverter, einem externen Blitz und einem Reisestativ unterwegs. Für die Kamera rate ich jedem zu einer Schutzhülle. So viel feinen Sand wie in den paar Tagen auf Safari in Indien hat meine Kamera während 5 Wochen in Ostafrika nicht abbekommen.
Einen Post mit weiteren Information zu den Bilder und der Bearbeitung gibt es wie immer dann auch in Kürze.

Bis bald.

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